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Blasenentzündung Schwangerschaft: Ursachen, Risiken, Behandlung

Frauen sind in der Schwangerschaft anfälliger für Infektionen der Harnwege. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen spielt die neue hormonelle Situation eine große Rolle, zum anderen trägt der erhöhte Druck im Unterleib zu dieser Empfindlichkeit bei.

Problem Nr. 1: das Hormon Progesteron

Im Rahmen der hormonellen Umstellung während einer Schwangerschaft wird auch das Hormon Progesteron verstärkt produziert. Progesteron hat u.a. eine muskelentspannende Wirkung, die dafür sorgen soll, dass sämtliche Muskeln im Körper locker und weich werden, damit sich die Gebärmutter besser ausdehnen kann. Dieser Effekt führt allerdings ebenso dazu, dass sich die Harnwege schwangerer Frauen stärker entspannen, elastischer werden und sich entsprechend weiten. Auch die Blasenmuskulatur wird weicher.

In der Folge müssen Betroffene insbesondere nachts häufiger Wasser lassen. Außerdem wird der gesamte Harnfluss verlangsamt. So können Bakterien (meist das Darmbakterium Escherichia coli) in der Frühschwangerschaft leichter über die Harnröhre in die Harnblase aufsteigen.

Problem Nr. 2: veränderte Urin-Zusammensetzung

Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Zusammensetzung des Harns während der Schwangerschaft verändert. Der Urin von Schwangeren enthält nämlich vermehrt Glukose (Zucker) und Aminosäuren (Eiweiß). Eine Mischung, die ideale Voraussetzungen für die Vermehrung der Bakterien bietet.

Problem Nr. 3: die wachsende Gebärmutter

Mit fortschreitender Schwangerschaft nimmt schließlich auch die Gebärmutter (Uterus) deutlich an Umfang zu, was wiederum zu ganz neuen Problemen führen kann. Durch das Wachstum erhöht sich nämlich zwangsläufig auch der Druck im gesamten Unterleib. Der Uterus drückt dabei nicht nur zunehmend auf die Blase, sondern auch auf die Harnleiter.

Die unmittelbaren Folgen: Der Urin fließt dadurch noch langsamer ab, die beengte Blase nimmt zudem weniger Urin auf. Das erleichtert den Bakterien u.a. die Ausbreitung entlang der Harnwege bis hin zu den Nieren.

Von der Blasen- zur Nierenbeckenentzündung

Eine Schwangerschaft bringt viele körperliche Veränderungen mit sich, die in seltenen Fällen auch zu unerwünschten Komplikationen führen können. Soweit muss es aber nicht kommen, wenn man frühzeitig bestimmte Körpersignale wahrnimmt und rechtzeitig zum Arzt geht.

Bakterielle Infektion kann leicht auf die Nieren übergehen

Wie zuvor erwähnt haben schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für eine vermehrte Keimbesiedlung der Harnblase und somit für eine akute Blasenentzündung. Bei einem Teil dieser betroffenen Frauen entwickelt sich aus einer unbehandelten Zystitis obendrein eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis). Eine gefährliche Situation, die zu vorzeitigen Wehen, schlimmstenfalls zu Früh- oder gar Fehlgeburten führen kann.

Nehmen Sie eine Blasenentzündung in der Schwangerschaft also nicht auf die leichte Schulter, sondern stellen Sie sich bereits bei den ersten Symptomen möglichst zeitnah bei einem Gynäkologen vor.

Erste Anzeichen ernst nehmen

Neben ständigem Harndrang und häufigem Wasserlassen (tröpfchenweise), gehören meist Krämpfe und Schmerzen im Unterleib sowie Brennen beim Wasserlassen zu den typischen Symptomen einer unteren Harnwegsinfektion. Auch unangenehm riechender Urin oder eventuell sichtbares Blut im Urin sollte dringend weiter untersucht werden. In der Regel zählt dazu erstmal der einfache Urin-Streifentest, ggf. aber auch eine Urinkultur zur genauen Bestimmung des Erregers.

Mehr dazu lesen Sie hier: Symptome einer Blasenentzündung

Hier bitte sofort zum Arzt!

Es kann durchaus passieren, dass man eine akute Blasenentzündung nicht immer sofort erkennt. Sei es, weil die Beschwerden eher milde sind, oder weil man die bestehenden Symptome nicht unbedingt gleich mit einer Entzündung der Blase in Verbindung bringt. Spätestens jedoch, wenn die Bakterien die Nieren erreicht haben, kommt es zu eindeutigeren Symptomen, die einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedürfen.

Typische Symptome einer (beginnenden) Nierenbeckenentzündung sind u.a.:

  • allgemein starkes Krankheitsgefühl
  • Schmerzen im Bereich der Flanken (seitliche Bauchregion)
  • Fieber, möglicherweise Schüttelfrost
  • eventuell Übelkeit und Erbrechen

Behandlung einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Um mögliche, zum Teil schwerwiegende Komplikationen zu verhindern, ist die Antibiotika-Behandlung bei einer akuten Blasenentzündung in der Schwangerschaft immer Mittel der ersten Wahl. Je nachdem, in welchem Schwangerschaftsdrittel der Infekt auftritt, gibt es bestimmte (an die ärztlichen Behandlungsleitlinien angelehnte) Empfehlungen zu den am besten geeigneten antibiotischen Medikamenten.

Mehr dazu lesen Sie hier: Antibiotika bei Blasenentzündung

Risiken für Mutter und Kind

Grundsätzlich ist der Einsatz von Antibiotika durchaus kritisch zu sehen und sollte stets gut abgewogen werden. In der Schwangerschaft ist die Entscheidung allerdings klar. Denn eine unbehandelte Blasenentzündung kann zu einem größeren Schaden bei Mutter und ungeborenem Kind führen als ein antibiotisch behandelter Harnwegsinfekt.

Neben einer Nierenbeckenentzündung der Mutter bestehen bei einer nicht adäquat therapierten Blasenentzündung nämlich folgende Gefahren:

  • Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung)
  • Amnionitis (Infektion der Eihaut und Fruchthöhle, in die das Kind eingebettet ist)
  • Mütterlicher Eisenmangel (mit Gefahr eines niedrigen Geburtsgewichts bzw. einer Frühgeburt)
  • Fehlgeburt

Natürliche Therapiemaßnahmen

Bei einer akuten, unkomplizierten Blasenentzündung (ohne Nierenbeteiligung) können schwangere Frauen die Antibiotika-Therapie zudem durch natürliche Maßnahmen unterstützen. Neben einigen pflanzlichen Präparaten gibt es auch Tees und bestimmte Nahrungsmittel, die ggf. zur unterstützenden Behandlung einer Blasenentzündung in der Schwangerschaft in Frage kommen.

Info: Auch wenn es sich bei pflanzlichen Arzneimitteln in der Regel um natürliche Präparate handelt, sollten Schwangere vor einer Einnahme immer Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten. Das gleiche gilt für bestimmte Teesorten. Es gibt durchaus pflanzliche Mittel, die in der Schwangerschaft nicht eingenommen werden dürfen!

Mehr dazu lesen Sie hier: pflanzliche Arzneimittel bei Blasenentzündung

Hausmittel bei Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Eine weitere sinnvolle Ergänzung im Rahmen der medikamentösen Therapie sind die altbekannten Hausmittel. Als oberstes Gebot gilt hierbei vor allem: viel trinken (1,5-2 Liter pro Tag). Am besten eignen sich stilles Wasser oder entsprechende Blasen- und Nierentees. Außerdem sollten der Unterleib, die Nierengegend und die Füße möglichst schön warm gehalten werden. Auch Wärmflaschen haben sich bewährt.

Ganz wichtig: bei einer bestehenden Blasenentzündung, insbesondere in der Schwangerschaft, sind vor allem ausreichend Ruhe, Entspannung und Schlaf wichtig. Je weniger Stress, desto besser kann das Immunsystem die Entzündung im Körper bekämpfen und desto schneller ist man wieder genesen.

Ausführlichere Informationen rund um das Thema Hausmittel bei akuter Blasenentzündung sowie zusätzliche Tipps und Tricks für den Alltag erhalten Sie hier: Hausmittel bei Blasenentzündung.

Autorin: Dr. med. Sonia Trowe